bus fahren ist nicht schön. bus fahren ist etwas für schüler, misanthropen, masochisten oder senioren. ein senior schwankt auf den platz neben mir und packt einen beipackzettel aus. das medikament heißt irgendetwas mit lactose und ich wühle verzweifelt in meinem hirn, um die passende krankheit dazu zu finden. mir fallen nur schlagwörter wie unverträglichkeit, reizdarm etc. ein und ich nehme mir vor, zuhause gleich auf netdoktor.de nachzulesen.
nachdem mir die dicke frau links von mir ins ohr geniest hat, hat der hypochonder in mir nun endgültig genügend zu tun. die senioren, die sich an die haltestangen klammern, schauen jeden unter vierzig böse an, der einen sitzplatz hat. leider übersehen sie dabei die freien plätze und ich überlege mir pädagogisch sinnvolle sätze zur rechtfertigung.
ein mann, typ rübezahl mit seltsam hellen augen, spricht mich an und sagt mit salbungsvoller stimme: "erschrecken sie nicht, junge frau, sie haben da eine spinne auf der brust." ich erschrecke zu tode und schlage nach dem ekligen spinnenvieh, das auf den boden plumpst und den gang nach vorne zum fahrer läuft (will sie aussteigen?). "vielen dank!" bedanke ich mich atemlos, nachdem das kreischen einiger teenagerinnen abgeebt ist. "ich helfe wo ich kann," flüstert der seltsame typ leise mit pastoraler stimme. "aber nicht, dass sie denken, ich hätte die spinne mitgebracht." was ich danach natürlich sofort denke. mein herz schlägt wie irre und ich hätte gerne ein beruhigungsmittel eines arzneimittelabhängigen senioren in anspruch genommen, aber niemand bietet mir eins an.
draußen ist die luft frisch und klar. man sollte öfter mal laufen.

lied des tages: black and white town (doves)
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